Unsere Geschichte

Die Anfänge

Der Torgauer Kanuverein wurde am 3.5.1930 beim Deutschen Kanuverband registriert. Somit kann dieses Datum als offizielles Gründungsdatum angesehen werden. Ein Torgauer Kanu Club existierte jedoch bereits seit 1926. Er wurde von den Angehörigen des damaligen Speditionsvereins gegründet, der zu der Zeit die Torgauer Hafenanlage betrieb. Einzelne Torgauer Kanusportler soll es jedoch schon vorher gegeben haben. Das Bootshaus, ein Holzbau oberhalb der Hafenbucht, wurde wie das Nachbarbootshaus des "Gymnasial-Rudervereins" 1946/47 aus unerklärlichen Gründen abgetragen und wahrscheinlich im kalten Winter 1947 verheizt. Ein Teil der Kanuten fand "Unterkunft" in einem Schuppen am Hafenschlösschen. Zur Gründung der Sportgemeinschaft "Blau Weiß" kamen 1947 eine stattliche Anzahl Paddler zusammen. Sie gründeten die "Sparte Kanu" und befuhren mit den selbstgebauten Holzbooten oder Klepper-Faltbooten, aus der Vorkriegszeit, die Elbe. Mit den Torgauer Ruderern, die ebenfalls von vorn anfangen mussten, kamen die Kanuten später überein, die Bootshalle des "Torgauer Rudervereins" in Ordnung zu bringen und vorerst gemeinsam zu nutzen. In den Jahren 1949/50 wurde die gesamte Sportbewegung "umorganisiert", Es entstanden die Betriebssportgemeinschaften. Die Torgauer Wassersportler fanden sich teils in der BSG Chemie, teils in der BSG Lokomotive wieder. Mit der Gründung der "Gesellschaft für Sport und Technik" mussten Kanuten und Ruderer das gemeinsam genutzte Bootshaus nach zweijährigem Kampf gegen die Obrigkeit aufgeben. Ruderer und Kanuten mussten sich mit der Hilfe der jeweiligen Trägerbetriebe der Betriebssportgemeinschaften neue Domizile schaffen. Der Sportbetrieb im Kanurennsport wurde unterdessen intensiv weiter betrieben. So konnten die Kanuten bereits 1951 die ersten neuen Zweier- und Einerkajaks von der Bootswerft Postelwitz abholen.

Unser Bootshaus

Nach der erzwungenen Aufgabe des gemeinsamen Bootshauses der Ruderer und Kanuten musste eine neue Heimstatt errichtet werden. Unser damaliger Trägerbetrieb, die Deutsche Reichsbahn, stellte uns eine alte Baracke zur Verfügung. Diese musste 1953 von den Mitgliedern in Falkenberg/Elster abgebaut, nach Torgau transportiert und am jetzigen Standort wieder aufgebaut werden. Eine für heutige Verhältnisse enorme Leistung, da alles selbst ausgeführt wurde. Die Arbeiten wurden Dank der tatkräftigen Mitarbeit aller Mitglieder 1955 abgeschlossen. Bereits 1959 erfolgt ein erster kleiner Umbau. Diesem folgte 1965/66 ein weiterer Umbau. Der Kulturraum wurde stabilisiert und verschönert. Da Teile der Außenwände vor ihrer eigenen Auflösung standen, mussten auch Sie ab 1973 in Schritten erneuert werden. Diese Arbeiten konnten dann 1985 abgeschlossen werden. Mit der Wende wurde aus der BSG Lokomotive Torgau der Eisenbahner Sportverein Torgau. Ein Mitglied waren die Torgauer Kanuten. Mit der Auflösung dieses Vereins wurden die Kanuten 1996 Mitglied des TSV Blau – Weiß Torgau. Der TSV veranlasste den Kauf des Grundstücks für von der Stadt Torgau, die es aus dem Sondervermögen der Deutschen Reichsbahn zurück übertragen bekommen. Aufgrund rechtlicher Gegebenheiten war die weitere Nutzung der bestehenden Zufahrt über das Gelände des TRV nicht mehr möglich, sodass eine neue Zufahrt zum Bootshaus der Kanuten vom TSV und in Eigenleistung geschaffen wurde. Mit der Insolvenz des TSV Blau – Weiß Torgau wurde das Bootshaus der Kanuten unter Zwangsverwaltung der Kreissparkasse Torgau – Oschatz gestellt. Ein Verkauf der Immobilie wurde angestrebt. Die Kanuten entschlossen sich die Immobile selbst zu erwerben um das was sie bisher in das Bootshaus investiert hatten zu „retten“ und die Tradition des Kanusportes in Torgau zu erhalten. Am 21.09.2001 wurde der Torgauer Kanu Club e. V. neu gegründet. Der Vereinsname entspricht dem Namen der 1930 beim Beitritt zum Deutschen Kanu Verband erstmals eingetragen wurde. Alles lief gut an. Dann kam im August 2002 das Hochwasser. Anfänglich waren kaum Schäden zu sehen. Wir ließen ein Gutachten erstellen. Es zeigten sich zentimeterbreite Risse in allen Außenwänden. Der Einsatz der zugewiesenen Fördermittel wäre unwirtschaftlich gewesen. Also ließen wir ein 3. Gutachten anfertigen. Als unwirtschaftlich wurde die Instandsetzung der Bootshalle ausgewiesen. Beim Abbruch dieses Gebäudeteils stellten wir fest, dass auch der Vereinsteil nicht mehr instand zu setzen war. Eine vorher nicht bekannte quer unter dem Bootshaus verlaufende alte Befestigungsmauer, die 1953 einfach überbaut wurde stellte sich als Ursache für die Risse und das Auseinanderbrechen unseres Bootshauses heraus. Mit Unterstützung des Regierungspräsidiums wurde eine Umwidmung der Fördermittel für einen Neubau erreicht. Im Dezember 2004 waren die Hürden genommen und der Änderungsbescheid erlassen. Zuvor hatten wir die Baugenehmigung vom Bauamt erhalten. Am 01.05.2005 wurde unser neues Bootshaus einweiht. Zurzeit laufen die letzten Innenausbauarbeiten.

Die Rennkanuten

Von 1946-1954 wurde in Torgau intensiv Rennsport betrieben und das mit Erfolg. Auf allen damaligen Regattastrecken waren sie zu Hause. So erreichten die Torgauer Titel wie Landesmeister Sachsen-Anhalt im Einerkajak und Zweierkayak, Meister der Sportvereinigung Lokomotive und Bezirksmeister. Mit dem aus beruflichen und sportlichen Gründen erfolgten Weggang einiger Leistungsträger wurde der Kanu-Rennsport in Torgau aufgegeben um kurz darauf im Kanu-Slalom wieder aktiv zu werden.

Die Slalomkanuten

Diese verhältnismäßig kleine Gruppe war innerhalb des Bezirkes Leipzig und darüber hinaus sportlich sehr aktiv. Sie nahmen an vielen Wettkämpfen in Zwickau, Döbeln, Leisnig, Coswig, Leipzig, Sömmerda usw. sehr erfolgreich teil und wurden mit Bezirks- und DDR- Meistertiteln belohnt. Aus Ihren Reihen traten Akteure hervor, die sogar auf den Siegerpodesten bei Weltmeisterschaften. Auch nahmen sie Kinder und Jugendspartakiaden oder DDR-Meisterschaften teil.

Touristischer Mehrkampf

Am touristischen Mehrkampf, bei dem neben einem Zeitfahren im Faltboot noch weitere sportliche Disziplinen, wie Schießen und Laufen, zu absolvieren waren, nahmen die Torgauer Kanuten in den siebziger und achtziger Jahren regelmäßig mit Erfolg teil. Die Elbefahrt von Dresden nach Torgau war in unserem Terminplan festgeschrieben.

Wasserwandern

Mit der Offiziellen Gründung 1930 wurde auch der Kanuwandersport betrieben, meist mit selbstgebauten Holzbooten, später mit Faltbooten. Zunächst wurde die Elbe gepaddelt und es ging zumeist elbaufwärts zum Zelten mit Lagerfeuer ans Kranichauer Wäldchen. Mit Faltbooten ausgerüstet wurden später die verhältnismäßig nahen Flüsse wie Saale, Mulde und Elster oder der Spreewald befahren. Vereinzelt erpaddelte man die Brandenburger und Berliner Gewässer. Eine zur damaligen Zeit Aufsehen erregende Fahrt unternahm 1938 ein Ehepaar in einem Klepperfaltboot. Elbabwärts ging es bis Lauenburg, dann den Lübeck-Kanal bis Travemünde, die Ostsee und das Achterwasser bis zur Odermündung am Haff und schließlich die Oder aufwärts bis Frankfurt. Nach dem 2. Weltkrieg war der Anfang schwierig, die wenigen vorhandenen Boote mussten repariert werden und registriert sein. Dazu kam, dass nicht jederzeit gepaddelt werden durfte. Die sogenannten "Elbepiraten" kümmerte das wenig. Sie unternahmen trotz allem recht waghalsige Ausflüge zu jeder Tageszeit auf der Elbe.Mit der Gründung der BSG Lokomotive und dem Wegfall der Restriktionen wurden die Bedingungen für den Wandersport wesentlich besser. Etwas verallgemeinert zeichnen sich in dieser Zeit folgende Fahrtengewässer ab: Anfang der Sechziger Jahre ging es auf die Mecklenburger Seenplatte mit Teilnahme am Bau des Zentralen Kanulagers am Woblitzsee. Daneben wurde auf den reizvollen Flüssen Mildenitz, Peene, Recknitz, Ücker und Warnow zu den Boddengewässern und zum Haff gepaddelt.Pfingsten 1965 starteten wir bei nicht geringem Hochwasser, - alle Schleusen und Wehre überfahrend -, von Roudnice (CZ) nach Torgau. So auf den Geschmack gekommen befuhren wir fortan die obere Elbe, die Moldau, die Lusnice, die Saszava, Beraun und die Eger. Zur Abwechslung ging es 1970 erstmals nach Polen mit Ziel Masurische Seenplatte und Krytinia. Ein Besuch des "Quartiera Hitlera" bleibt genauso in Erinnerung, wie die malerischen Städte, das Nonnenkloster und die riesigen unberührten Wälder. Noch zweimal waren wir in Polen. 1973 auf der Weichsel und 1976 auf der Kaschubischen Seenplatte. Etwas heißer ging es auf der Donau zu, die wir 1972 gepaddelt sind. Diese Fahrt war beliebt und wurde noch zweimal wiederholt. Auf allen Fahrten wurden die Städte, Burgen und Klöster auch kulturhistorisch in Augenschein genommen, sodass sich jeder auf seine Weise bereichert fühlen konnte. Bereits vor der offiziellen Grenzöffnung ging es dann 1990 erstmals mit den Booten die Elbe abwärts bis Hamburg, vorbei an Cuxhaven auf die Nordsee bis Insel Neuwerk. Ein jahrzehntelanger Wunsch der Torgauer Kanuten ging endlich in Erfüllung. Später zog es uns dann auf die bisher unerreichbaren Flüsse im Westen, Norden und Süden Deutschlands, nach Österreich, Frankreich und die Niederlande. Wir waren in den Jahren nach der Wende auf dem Main, Main - Donau - Kanal, der Donau, dem gesamten Mittellandkanal, der Aller, der Weser und vielen weiteren, auch kleinen, Gewässern unterwegs. Mehrere Sportfreunde haben an den Tidenfahrten der Harburger und Bremer Kanuten teilgenommen. Einige umrundeten sogar den Bodensee.